Ich möchte gern ein Buch schreiben

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Kein Schreibratgeber, sondern ein Prozessbegleiter.

Als ich vor vielen Jahren das Schreiben wiederentdeckte, hätte ich mir ein Buch gewünscht, in dem die wichtigsten Aspekte zu dieser komplexen Tätigkeit aufgeführt sind. Keinen fetten Ratgeber, der alles bis in die Tiefe zerlegt, sondern einfach nur alles kurz und einfach erklärt zu bekommen, was den Prozess rund um ein Buch anbelangt.

Genau das bietet vorliegende Arbeit. Sie beginnt bei der Ideenfindung und Zielsetzung, erzählt über die Leser-Autor-Psychologie, spricht kurz über alle wichtigen handwerklichen Aspekte, berichtet über das Plotten und die Figurenentwicklung, hilft beim Abwägen ob Verlag oder Self-Publishing und schließt neben Marketing-Tipps fürs Selbstverlegen mit einem Anhang für weiterführende Literatur und Internet-Links.

Ein sehr hilfreicher Begleiter für jeden angehenden und geübten Autor.

 

Inhaltsverzeichnis

1  Ein Prozessbegleiter?
2  Was willst du eigentlich?
3  Über den wichtigsten Irrtum
4  Wie fange ich an?
    4·1  Ich will, weiß aber nicht was
    4·2  Alles ist klar, ich will losschreiben
    4·3  Optionen beim Losschreibenwollen
5  Die Pfeiler einer Geschichte
    5·1  Pfeiler 1 - Der Leser
    5·2  Pfeiler 2 - Die dramaturgische Struktur
    5·3  Pfeiler 3 - Die Figur(en)
6  Das Ding mit der Planung
    6·1  Ein paar Worte zur Szene
    6·2  Plotten
    6·3  Figurenentwicklung
    6·4  Das Figurenblatt
7  Die Rohschrift
    7·1  Der Anfang
    7·2  Die Erzählzeit
    7·3  Rückblenden
    7·4  Perspektiven
    7·5  Szenen
    7·6  Lesernähe
    7·7  Auszeichnungen
    7·8  Kontrolle über Zeit und Raum
    7·9  Das Ende
8  Überarbeitung
    8·1  Inhaltliche Prüfung
    8·2  Ein paar Handwerksgedanken
9  Titelei und Satz
    9·1  Titelei - der Kopf
    9·2  Satz - der Fließtext
10  Exposé
    10·1  Aufgabe des Exposés
    10·2  Aufbau und Inhalt
11  Veröffentlichen
    11·1  Verlag/Agentur
    11·2  Self-Publishing
    12  Marketingtipps für Self-Publisher
12·1  Der Leser
    12·2  Das Cover
    12·3  Der Klappentext
    12·4  Werbung
13  Was nirgends dazupasst
    13·1  Copyright
    13·2  Fiktion vs. Recherche
    13·3  Klischees
    13·4  Pseudonyme
    13·5  Impressum
    13·6  Die Normseite
    13·7  Schreiben lernen und üben
14  Anhang
    14·1  Weiterführende Literatur
    14·2  Unterstützung im Internet
    14·3  Schreibprogramme
15  Outro & Kontakt
16  Zum Autor


Leseprobe

1 Ein Prozessbegleiter?

Ein Prozessbegleiter? Cool! Gehen wir jetzt Arm in Arm klagen?

Ich hoffe doch nicht! Obwohl ... Schreiben ist schon verdammt viel Prozess!

Lass mich dabei dein Storyguard sein!

Schreiben ist zum einen Schreibprozess. Den meine ich aber gar nicht. Mit dem Schreiben erklärst du dich, bewusst oder unbewusst, bereit dazu, dich auch auf andere Prozesse einzulassen, auf ganz persönliche. Das kann bei Erlebnissen im Rahmen einer Recherche beginnen. Wenn du dann schreibst, geht es aber erst richtig los! Du erlebst Begeisterung und wirst dich frisch verlieben: in deine Figuren. Gleich daneben wartet Frust auf dich, denn du bleibst in der Geschichte stecken wie bei einem Offroad-Trip im Sumpf. Neben deinem Weg lauern Unsicherheiten und Selbstzweifel. Du wirst total begeistert sein von dem, was du geschrieben hast. Dann gibst du es einer Kollegin zum Lesen. Aber sie teilt deine Freude nicht, sondern du erhältst deinen Text doppelt so lang zurück - vor lauter Anmerkungen. Schließlich willst du dein Buch veröffentlichen und bekommst von den fünfzig angeschrieben Verlagen zwanzig Absagen und vom Rest hörst du gleich gar nichts. Oder du veröffentlichst dein Buch selbst und keiner kauft es. Oder du verdienst aus dem Stand heraus fünftausend Euro. Eine Fieberkurve bei Malaria ist ein Dreck dagegen!

Mir drei Worten: alles ist drin!

Der Prozess - dieser Buchtitel ist leider berühmt vergeben - ist in Wirklichkeit ›die Prozesse‹: das Schreiben an sich, deine persönlichen Prozesse, die du dabei erlebst und der Prozess, den deine Geschichte durchläuft: Intention - Ideenfindung - Planung - Rohschrift - Überarbeitung - Exposé - Verlagssuche oder Self-Publishing. Wenn du deine Geschichte selbst herausbringst, dann geht es noch weiter: Lektorat - Korrektorat - Cover - Satz und Veröffentlichung - Marketing - Leserpflege.

Mit diesem Buch möchte ich dich vor allem bei dem dritten Prozess begleiten. Du sollst hier von allen Stufen erfahren, die dir begegnen werden. Wenn du dieses Buch durch hast, weißt du, was auf dich zukommt. Und du weißt für später, wo du nachschlagen kannst, wenn du feststeckst.

Ich werde dir keinen Honig ums Maul schmieren und dir sagen, wie easy alles ist. Lieber ziehe ich mir den einen oder anderen Unmut zu, bleibe aber ehrlich. Auch das wirst du sonst selten lesen, denn alle erzählen nur von den schönen Seiten, wie wichtig es ist, Regeln zu befolgen, dann wird nämlich alles gut. Nur wenn man weiche Decken aus Illusionen ausbreitet, ist man lieb und wird gekauft.

Totaler Blödsinn. Und dir gegenüber hundsgemein noch dazu.

Schreiben - und Erfolg damit zu haben - ist nicht einfacher als Saxofonspielen, irgendeinen Master zu machen oder einen großen Wettkampf zu gewinnen. Dafür ist der Erfolg genauso süß und der Weg dorthin ein echtes Abenteuer!

Auf den folgenden Seiten geht es weniger darum, wie man schreibt, sondern vordergründig darum, was notwendig ist, dass du damit Erfolg hast.

Dieses Buch bietet eine runde Grundlage speziell auch für das Selbstverlegen. Bitte rufe dir eines ins Gedächtnis: Vor zehn Jahren gab es diese Möglichkeit mit E-Books noch gar nicht! Du musstest dich auf den jahrelangen harten Weg zu einem Verlag oder einer Zeitschrift ein- oder es bleibenlassen. Heute hast auch du mit deinen Veröffentlichungen eine reale Chance auf Erfolg. Aber es gibt keine Helikopter-Engel, die dich zu deinen Lesern fahren. Du musst selbst deinen Rucksack packen, dich um die Route kümmern, dich vorher drillen und dich dann auch selbst auf den Weg machen. 

Also kein Honig, kein Heli, doch dafür ist dir dieses Buch ein verlässlicher Scout auf deinem Weg. Es wird dir dabei helfen, an den richtigen Orten zu trainieren und dein Augenmerk auf das Ausschlaggebende zu richten. Du wirst von der Sprache der Leser erfahren, wie du Fallgruben umgehen kannst und Fehler vermeidest, die Unwissende Monate oder Jahre kosten. Du wirst erfahren, welche Möglichkeiten du hast, wenn dein Werk fertig ist und bekommst einen Wegweiser samt Landkarte, wie du diese Wege am effizientesten gehst.

 

5 Die Pfeiler einer Geschichte

Bei diesem Schreibprozess-Begleiter gehe ich davon aus, dass du einen Roman, eine Novelle oder eine Kurzgeschichte schreiben möchtest, jedenfalls kein Sachbuch.

Was ist bei einem Roman das Wichtigste?

Der Schauplatz? Der Protagonist (die Hauptfigur) oder die Protagonisten? Der oder die Antagonisten (Gegenspieler)? Die Beschreibung der Handlung? Spannung? Gefühle? Gute Sprache? Treffende Metaphern? Rechtschreibung und Grammatik? Die vielen Kriterien, die du in Schreibratgebern liest wie ›wenige Adjektive‹, ›Show don’t tell‹, ›keine Füllwörter‹ und was noch alles geboten wird, damit die Geschichte gut wird?

Alles davon oder nichts, wie du willst.

Wichtig ist eine gute Geschichte, die deine Leser in ihren Bann zieht. Punkt. Wenn die Geschichte wirklich packend ist, dann ist Lesern die Grammatik egal, sie tolerieren eine Menge Rechtschreibfehler, Adjektive, falsche Inquits und all das Zeug - verziehen und vergeben. Okay, vielleicht nicht von allen Lesern, aber auf jeden Fall den sogenannten Mainstream-Lesern. Ist sie gut, dann kannst du mit einer total schlecht geschriebenen Geschichte die Amazon-Charts stürmen. Beispiele gibt es genug.

Übrig bleibt die Frage: Was oder wie ist denn eine ›gute Geschichte‹?

Eine gute - oder besser: eine funktionierende - Geschichte ist eine, die bei deinen Lesern ankommt. Sie kommt dann an, wenn der Leser emotional berührt wird. Wenn seine Erwartung erfüllt wird. Wenn er sich mit den Figuren identifizieren kann und mitfiebert. Ein Thrillerleser erwartet Spannung, eine Romance-Leserin Romantik und etwas Erotik, eine Fantasy-Leserin das Wegdriften in eine andere (bessere) Welt.

Das sind aber vage Sachen, die dir wenig helfen. Wie macht man es denn? Es gibt Eckpunkte, sozusagen ein Gerüst, mit dem du dich in Richtung eines Romans arbeiten kannst, der auch gern gelesen wird.

Lass uns das in ein paar Abschnitten angehen.

 

5.1 Pfeiler 1 - Der Leser

Bei allem, was du tust, sei es beim Schreiben der Geschichte selbst, beim Überarbeiten und dann, wenn du selbst veröffentlichst, beim Entwurf des Klappentexts, bei der Gestaltung des Covers und schließlich beim Bewerben des fertigen E-Books oder Taschenbuches, der Wichtigste ist der Leser.

Ist ja eh klar. Mag sein, sagt ja auch jeder. Aber was bedeutet das tatsächlich?

Lass mich ein stellvertretendes Beispiel herausgreifen: das Cover.

Wenn du ein Cover in Auftrag gibst, wird dich die Coverdesignerin fragen, was du haben möchtest. Freilich solltest du eine Vorstellung davon haben. Aber es geht null darum, wie du dir das Cover vorstellst. Null!

Es kommt ausschließlich darauf an, dass das Cover den Lesern deiner Zielgruppe gefällt!

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!

Wenn du also der Designerin eine grobe Richtung angibst, dann informiere dich vorher, was bei den Lesern ankommt. Sonst hast du verloren. Die Beziehung zu einem Leser ist nichts anderes als zu deinem Freund oder deiner Freundin. Dabei wirst du automatisch versuchen, dem anderen zu gefallen. Auch zu deinen Lesern baust du eine Beziehung auf.

Und bei der Geschichte ist es dasselbe. Sei schon du selbst, natürlich, aber sei der Geschichtenerzähler, der seinen Zuhörern rund ums Lagerfeuer eine Geschichte erzählen will, die sie nie vergessen werden! Drama, Emotionen, lass dein Blut kochen und bring deine Zuhörer zum Zittern, Weinen, Bangen ...
Also Pfeiler 1 ist, dass du in allen Phasen deiner Geschichte immer an deine zukünftigen Leser denkst!

 

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